Headline

1981 gewann Hermes einen seiner treuesten Drittkunden, das Hanseatische Wein- & Sektkontor Hawesko. Die sensible Ware erforderte von Anfang an andere Abläufe als beispielsweise Textilien oder Möbel.

Die konstant niedrige Schadensquote von etwa 0,5 Prozent beweist aber, dass Hermes sich als Transporteur von Champagner & Co. auskennt. Inzwischen hat Hermes sogar diverse Innovationen auf diesem Sektor vorangetrieben. So wurde in Zusammenarbeit mit Verpackungsexperten eine ebenso sichere wie kostengünstige Kartonage entwickelt. Sie trennt die Flaschen - das Spektrum der Boxen reicht in Dreierschritten von drei bis zu 18 Stück - durch Pappe, Wollgras oder Styropor. Auch der Warenumschlag ist längst auf das zerbrechliche Gut abgestimmt. Spezielle Förderbänder laufen mit reduzierter Geschwindigkeit, ausgefeilte Antikollisionsfunktionen verhindern den Zusammenprall mit schweren Paketen, und die räumliche Differenz zwischen den verschiedenen Paketen wird automatisch erhöht, sobald ein als „soft" kategorisiertes in den Gesamtfluss eingeschleust wurde.

Bis 1980 stellte Hermes seine Sendungen an den Werktagen von Dienstag bis Sonnabend zu. Da in vielen Berufen samstags jedoch immer seltener gearbeitet wurde und sich das Bestellverhalten der Kunden verlagerte, passte das Unternehmen seine Zustelltage an: Ab 1980 erfolgten Auslieferungen von Montag bis Freitag.

Gleichzeitig begann jedoch der Aufbau einer separaten Sonnabendschicht, um das Serviceangebot einerseits beizubehalten, andererseits jedoch auch auszudehnen.

Die „Aktion Blumenstrauß" ist in die Hermes Annalen eingegangen: Auf Anregung von Hermes Mitarbeitern ließ der Otto Versand über das Unternehmen an Stammkunden ein frisches Bouquet verteilen, um sich für Pannen bei der Bestellabwicklung im Ostergeschäft zu entschuldigen.

Hier zeigte sich auch im Kleinen, was ein Logistiker leisten können muss, denn täglich besorgten nun die Depotleiter im örtlichen Blumenhandel die entsprechende Zahl von Sträußen, die sie dann ihren Kundenbetreuern mit auf Tour gaben. Immer mehr Sendungen, immer mehr Depots, immer schnellere Zustellung - bis in die 1980er Jahre hinein wuchs Hermes vor allem räumlich und quantitativ. Zwar war die Zufriedenheit der Kunden der Grundantrieb des Unternehmens, doch 1985 wurde ein noch besserer Service zum Hauptthema. Auf Tagungen wurden Ideen entwickelt, mit Schulungen wurden sie umgesetzt. Zu einer Reihe neuer Dienstleistungen zählte etwa, dass Hermes ab 1986 auch Postwarensendungen wie Kataloge auslieferte, um den Otto Kunden „Alles aus einem Guss" zu bieten. Im selben Jahr wurde die Abwicklung für Wertsendungen eingeführt, hinzu kam ein Urlaubsservice: Sendungen lagerte Hermes auf Wunsch der Kunden im Depot so lange ein, bis diese von ihrer Reise zurückkehrten. Nicht alle Innovationen überstanden die Testphase. Die Neukundenbegrüßung, bei der Erstbestellern vom Kundenbetreuer eine Piccoloflasche Sekt samt Werbeflyer überreicht wurde, stellte man schnell wieder ein. Offizielle Begründung: zu teuer.

Coole Kutte statt Kittel: Von 1988 an präsentierte sich Hermes in neuer Montur. Die bisherige Dienstkleidung der Kundenbetreuer - häufig ein blauer Kittel, wie ihn auch Elektrotechniker trugen - wurde durch eine eigene, modischere Kollektion von Sommerhemden, Blousons und Winterjacken ersetzt, um ein einheitlicheres und freundlicheres Erscheinungsbild zu gewährleisten.

Auch der Fuhrpark wurde optimiert. 1988 nahm Hermes das insgesamt fünftausendste Leasing-Fahrzeug in Betrieb, insgesamt rollten nun 1.200 Ford Transit und Mercedes Benz 207 D über bundesdeutsche Straßen.